Im Folgenden werden umweltrelevante Stoffströme der untersuchten Indikatoren für den Agrar- und Ernährungssektor in Deutschland im Jahr 2006 vorgestellt. Auf dieser Basis konnte der Frage nachgegangen werden, inwieweit der deutsche Agrar- und Ernährungssektor und der damit verbundene Konsum im Inland im Jahr 2006 mit Nettoexporten oder Nettoimporten von Umweltwirkungen verbunden war.

 

Dafür wurden alle für eine Versorgungsbilanz relevanten Posten, also inländische Erzeugung, Importe, Exporte, Veränderung der Lagerbestände, Verbrauch sowie Verwendung agrarstatistisch relevanter Güter in anderen Sektoren (Energie, Industrie) mit den Umweltprofildaten kombiniert. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sowie aufgrund der Anpassung an die Produktklassen in der amtlichen Handelsstatistik wurde im Gegensatz zu den unter Punkt 1 beschriebenen Umweltprofilen (mit 24 untersuchten Nahrungsmitteln und Getränken), eine vereinfachte Darstellung mit 14 Nahrungs- und acht Futtermittelgruppen gewählt.

 
 
 
Treibhausgasemissionen
 
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Abbildung 1: Flussdiagramm der Treibhausgasemissionen im deutschen Agrar- und Ernährungssektor 2006 in Mio. t CO2e

 

Werden alle in der Arbeit untersuchten Importe im Jahr 2006 zu Grunde gelegt, bedingten diese Treibhausgasemissionen im Ausland in Höhe von 139 Mio. t CO2e. Diesen stehen 105 Mio. t CO2e gegenüber, die bedingt durch Exporte, nicht dem inländischen Verbrauch angelastet werden können. Die Differenz in Höhe von 34 Mio. t CO2e stellt den Nettoimport an Treibhausgasemissionen des deutschen Agrar- und Ernährungssektors sowie agrarstatistisch relevanter Stoffe im Energie- und Industriesektor im Jahr 2006 dar. Bei einer Bevölkerung von 82,3 Mio. im Jahr 2006 entspricht dies 0,41 t CO2e pro Kopf, die verbrauchsbedingt im Ausland emittiert wurden.

 

Hinsichtlich der untersuchten Nahrungsmittelgruppen zeigte die Auswertung, dass 66% der Treibhausgasemissionen durch den Verbrauch tierischer Produkte, 21% durch den Verbrauch pflanzlicher Produkte und 13% durch den Verbrauch von Getränken bedingt wurden.

 

Im Bereich der Futtermittelimporte wurde zwischen Sojaschrot, Palmkuchen und sonst. Futtermittelimporten differenziert. Dabei sind vor allem die Treibhausgasemissionen aus der Bereitstellung von Soja bzw. Sojaschrot mit ca. 13 Mio. t CO2e im Jahr 2006 von Relevanz, die ca. 20% der futtermittelbedingten Gesamtemissionen ausmachten. Laut Futtermittelstatistik (BMELV StatJB 2009) war der Export von reinen Futtermitteln und daran gebundener Treibhausgasemissionen von untergeordneter Bedeutung. Allerdings kann nicht ausgeschlossen werden, dass die unter Export gefassten Stoffströme auch zu Futterzwecken im Ausland bestimmt waren.

 

 

Ammoniakemissionen

 

nh3_flowAbbildung 2: Flussdiagramm der Ammoniakemissionen im deutschen Agrar- und Ernährungssektor 2006 in kt (=1.000 t) 

 

Werden alle in der Arbeit untersuchten Importe im Jahr 2006 zu Grunde gelegt, verursachten die importierten Güter Ammoniakemissionen im Ausland in Höhe von 238 kt. Diesen stehen 231 kt gegenüber, die bedingt durch Exporte, dem Konsum im Ausland angelastet werden müssen. Mit steigenden Fleischexporten innerhalb der letzten Jahre hat sich diese nahezu ausgeglichene Nettoammoniakbilanz in Richtung Nettoexport verschoben.

 

In Hinblick auf den Verbrauch der untersuchten Produktgruppen teilen sich die Ammoniakemissionen wie folgt auf:

    -    91% durch die Versorgung mit tierischen Produkten,

    -    9% durch die Versorgung mit pflanzlichen Produkten.

 
 
Flächenbedarf
 

flaeche_flowAbbildung 3: Flussdiagramm des Flächenbedarfs des deutschen Agrar- und Ernährungssektors 2006 (in 1000 km²)

   

Werden alle in der Arbeit untersuchten Importe im Jahr 2006 zu Grunde gelegt, beanspruchten die importierten Güter eine Fläche im Ausland in Höhe von 134.600 km². Dieser Fläche stehen 101.500 km² gegenüber, die bedingt durch Exporte aus Deutschland, dem ausländischen Verbrauch angelastet werden müssen. Die Differenz dieser beiden Zahlen in Höhe von 33.100 km² stellt den Nettoflächenimport des deutschen Agrar- und Ernährungssektors sowie agrarstatistisch relevanter Stoffe im Energie- und Industriesektor im Jahr 2006 dar. Diese relativ großen Import- und Exportflächen erklären sich aus der starken Einflechtung des agrar- und ernährungswirtschaftlichen Sektors Deutschlands in den internationalen Handel. Im Jahr 2006 stellte Deutschland weltweit den zweitgrößten Agrarimporteur sowie den viertgrößten Exporteur agrar- und ernährungswirtschaftlicher Güter dar (BMELV StatJB 2009). Die letzten verfügbaren Daten für das Jahr 2009 platzieren Deutschland beim Import weiterhin auf Platz zwei, beim Export bereits auf Platz drei der führenden Staaten im agrar- und ernährungswirtschaftlichen Export (BMELV StatJB 2011).

 

Werden lediglich Nettoflächensalden betrachtet, also die Flächen bspw. des importierten Weizens mit den Flächen des exportierten Weizens verrechnet, reduzieren sich die Netto-Importflächen auf 56.500 km². Diesen steht eine Netto-Exportfläche im Inland in Höhe von 23.400 km² gegenüber. Als Nettoflächenimport resultieren die o.g. 33.100 km². Die Netto-Importflächen teilen sich auf folgende Produkte auf: Futtermittel 43%, pflanzl. Öle/Fette 22%, Obst 15%, Kaffee 9%, Gemüse 4%, Wein 3%, sonst. 4%. Die Netto-Exportflächen teilen sich auf folgende Produkte auf: Getreide 57%, Milchprodukte 23%, Fleischprodukte 9%, Zucker 7%, Kartoffeln 4%.

 

Bei einer Bevölkerung von 82,3 Mio. im Jahr 2006 entspricht dies einem Nettoflächenimport pro Kopf in Höhe von 690 m² pro Jahr, die ernährungsbedingt im Ausland belegt werden. Dem steht ein Nettoflächenexport pro Kopf in Höhe von 280 m² pro Jahr gegenüber, die exportiert werden. Als Nettoflächensaldo pro Kopf resultieren 402 m² pro Jahr.

 

Hinsichtlich der Unterscheidung pflanzlicher und tierischer Nahrungsmittel verursachte der Verbrauch im Jahr 2006 folgende Flächenbeanspruchung (ohne Flächen für Verpackungsmaterial):

    -    72% (131.200 km²) für die Versorgung mit tierischen Nahrungsmitteln,

    -    28% (55.300 km²) für die Versorgung mit pflanzlichen Nahrungsmitteln.

 

 

Wasserbedarf, blau

 

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Abbildung 4: Flussdiagramm des Bedarfs an blauem Wasser des deutschen Agrar- und Ernährungssektors 2006 (in Mio. m³)

 

Werden alle betrachteten Importe im Jahr 2006 zu Grunde gelegt, bedingten diese einen Wasserbedarf im Ausland in Höhe von 2.750 Mio. m³. Diesem stehen 1.080 Mio. m³ gegenüber, die bedingt durch Exporte aus Deutschland, dem ausländischen Konsum angelastet werden müssen. Die Differenz dieser beiden Zahlen in Höhe von 1.670 Mio. m³ stellt den Nettowasserimport des deutschen Agrar- und Ernährungssektors sowie agrarstatistisch relevanter Stoffe im Energie- und Industriesektor im Jahr 2006 dar.

 

Bei einer Bevölkerung von 82,3 Mio. im Jahr 2006 entspricht dies 20,3 m³ pro Kopf und Jahr, die ernährungsbedingt im Ausland aufgebracht werden mussten. Zu folgenden Anteilen teilte sich dieser ausländische Wasserbedarf auf die untersuchten Produktgruppen auf: Obst 47%, Nüsse und Samen 26%, Gemüse 8%, Wein 6%, Kaffee 5%, pflanzl. Öle/Fette 4%, Tee (schwarz, grün) 3%, sonst. 1%.

 

Am Gesamtbedarf blauen Wassers haben pflanzliche Produkte einen Anteil von 80%, während sich der Rest zu nahezu gleichen Anteilen auf Milch- und Fleischprodukte aufteilt.

 

Phosphorbedarf

 

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Abbildung 5: Flussdiagramm des Phosphorbedarfs im deutschen Agrar- und Ernährungssektor 2006 in kt (=1.000 t)

 

Werden alle in der Arbeit untersuchten Importe im Jahr 2006 zu Grunde gelegt, bedingten die importierten Güter einen zusätzlichen Phosphorbedarf im Ausland in Höhe von 367 kt. Diesem Bedarf stehen 306 kt gegenüber, der bedingt durch Exporte, dem ausländischen Verbrauch angelastet werden müssen. Die Differenz in Höhe von 61 kt stellt den zusätzlichen Phosphorimport des deutschen Agrar- und Ernährungssektors sowie des Energie- und Industriesektors im Jahr 2006 dar, der aus der inländischen Nachfrage und damit aus dem inländischen Verbrauch resultierte.

 

 

Hinsichtlich der Unterscheidung pflanzlicher und tierischer Nahrungsmittel verursachte der Verbrauch im Jahr 2006 folgenden Phosphorbedarf:

  -   75% aus der Versorgung mit tierischen Nahrungsmitteln,

  -   25% aus der Versorgung mit pflanzlichen Nahrungsmitteln, davon 34 kt für die Versorgung mit Getränken.

 

 
Primärenergieverbrauch (PEV)
 

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Abbildung 6: Flussdiagramm des PEVs im deutschen Agrar- und Ernährungssektor 2006 in PJ

 

Werden alle  untersuchten Importe im Jahr 2006 zu Grunde gelegt, bedingten die importierten Güter einen Energieverbrauch im Ausland in Höhe von 816 PJ. Diesem Verbrauch stehen 606 PJ gegenüber, die bedingt durch Exporte, dem ausländischen Konsum angelastet werden müssen. Die Differenz dieser beiden Zahlen in Höhe von 210 PJ stellt den Nettoenergieimport des deutschen Agrar- und Ernährungssektors sowie agrarstatistisch relevanter Stoffe im Energie- und Industriesektor im Jahr 2006 dar.

 

Hinsichtlich der Unterscheidung pflanzlicher und tierischer Nahrungsmittel verursachte der Konsum im Jahr 2006 folgenden Energieverbrauch:

   -     52% aus der Versorgung mit tierischen Nahrungsmitteln,

   -     31% aus der Versorgung mit pflanzlichen Nahrungsmitteln, 

   -     17% aus der Versorgung mit Getränken.

 

 

Link zu Publikationen

 

 

Literaturquellen

 

BMELV StatJB (2009): Statistisches Jahrbuch über Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 2008. Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Wirtschaftsverlag NW, Bremerhaven.

 

BMELV StatJB (2011): Statistisches Jahrbuch über Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 2010. Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Wirtschaftsverlag NW, Bremerhaven.

 

Meier, T. (2014): Umweltschutz mit Messer und Gabel - Der ökologische Rucksack der Ernährung in Deutschland. oekom-Verlag, München.

 

 

 

 

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