Frauen & Männer
Ernährung: Frauen schützen die Umwelt mehr
In der Frage, welche Ernährungsstile sich günstiger auf die Umwelt auswirken, schneiden Frauen deutlich besser ab. Das ergaben Untersuchungen von Wissenschaftlern der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Basierend auf repräsentativen Verzehrs- und Produktionsdaten verglichen sie die Umwelteffekte verschiedener Ernährungsstile. Dabei werteten sie Ergebnisse aus der letzten Nationalen Verzehrsstudie, für die in den Jahren 2005 und 2006 rund 20.000 Menschen in Deutschland akribisch zu ihrem Ernährungsverhalten befragt wurden, ernährungsökologisch aus.
Ernährungsmuster von Frauen klimafreundlicher
„Übernähmen alle Männer in Deutschland das typische Verzehrsprofil von Frauen, mit einem um die Hälfte reduzierten Verbrauch von Fleisch- und Wurstprodukten und stattdessen einem höheren Anteil an Gemüse, Obst und Getreideprodukten, würde eine Fläche von rund 15.000 Quadratkilometern im In- und Ausland frei werden. Das entspricht ungefähr der Fläche Schleswig-Holsteins“, sagt Studienleiter Dr. Toni Meier vom Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften der Martin-Luther-Universität. „Zudem würden circa 15 Millionen Tonnen Treibhausgase und 60.000 Tonnen Ammoniak weniger emittiert werden.“ Der Anteil der Ernährung am Treibhauseffekt wird in Deutschland auf rund 25 Prozent beziffert.
Ausnahme Wasserbedarf
Die Forscher untersuchten auch den Einfluss der Ernährung auf den Wasserbedarf – für die Bewässerung in der Landwirtschaft, zum Tränken der Tiere und für die Verarbeitung/Reinigung der Lebensmittel im Ernährungsgewerbe. Hier zeigte sich – würden sich Männer ernähren wie Frauen – ein um 7% erhöhter Wasserbedarf, da das Ernährungsmuster der Frauen einen höheren Anteil an Obst (plus 45 kg pro Jahr) und Gemüse (plus 22kg pro Jahr) aufweist.
Auch bei Emissionen von Ammoniak und beim Flächenbedarf liegen Frauen vorn
Bei den Emissionen von Ammoniak (aus Tierhaltung und über Düngemittel) und dem notwendigen Flächenbedarf zeigte das durchschnittliche Ernährungsmuster der Frauen deutliche Vorteile, bedingt durch geringere Anteile umweltintensiv produzierter Nahrungsmittel. Dazu zählen eher tierische Produkte, allen voran Rind- und Kalbfleisch sowie Butter und Schweinefleisch.
Auch ein Großteil des Energieverbrauchs, der Flächenbeanspruchung und der Emissionen von Ammoniak gehen auf die Ernährung zurück. Bei Ammoniak ist der Nahrungsmittelverbrauch sogar für 95 Prozent aller Emissionen verantwortlich.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass je nach Anteil am Gesamteffekt der Einfluss einer Ernährungsumstellung somit umweltrelevant ist. Individuelle Nährstoffbedarfe im Blick behaltend, kann die Ernährung der Frauen somit als Vorbild dienen.
Publikation
Meier, T., O. Christen (2012): Gender as a factor in an environmental assessment of the consumption of animal and plant-based foods in Germany. In: International Journal of Life Cycle Assessment 17 (5): 550 – 564, DOI: 10.1007/s11367-012-0387-x Download
Meier, T. (2014): Umweltschutz mit Messer und Gabel – Der ökologische Rucksack der Ernährung in Deutschland. oekom-Verlag, München. Buchvorstellung
Zum Nachhören
Wie ökologisch ernährt sich Deutschland? – Dr. Toni Meier im Interview bei MDR-fm.detektor (13.02.14)
Klimaschutz auf dem Teller: Frauen essen umweltfreundlicher als Männer! – Toni Meier im Interview beim SWR (14.04.12), Minute 5 – 14
Deutsche essen umweltbewusster – Dr. Toni Meier im Interview beim Deutschlandfunk (05.12.13), Beitrag zum Nachlesen
Zum Ansehen
ARD-Nachrichtenbeitrag zum Welternährungstag 2012 – Link zu Youtube